Das Himalaja-Königreich und der Tee

Die Augen Buddhas

... einer alten Legende nach gelobte einst ein Fakir namens Dharma, sieben Jahre ohne Schlaf zu meditieren. Fünf Jahre lang meditierte er - doch dann überkam ihn eine übermenschliche Müdigkeit. Er griff, von Müdigkeit bereits überwältigt, nach den Zweigen eines Busches, unter dem er die ganze Zeit meditierend saß. Eine Handvoll grüner Blätter blieb in seiner Hand zurück. Für Dharma war dies ein Fingerzeig Buddhas. Er labte sich an diesen Blättern, um durch das Kauen wieder neue Kräfte zu sammeln. Seine Schwachheit verflog, wie durch eine Wunderkraft konnte er sein Vorhaben beenden. Der Wunderstrauch, unter dem er gesessen hatte, war ein Teestrauch.

Teeanbau in Nepal
Nur wenige Importeure finden den Weg ins Himalaya-Königreich
Die Teegärten im Ilam-Tal

Durbar Square in Patan, der Schwesterstadt von Kathmandu

Teeanbau in Nepal

In Nepal, dem kleinen Königreich an den Südhängen des Himalaya- Gebirges, werden seit einigen Jahren erfolgreich Teegärten angelegt, deren Tees sich durch ein ausgesprochen mildes Aroma auszeichnen. Nepal ist eigentlich kein klassisches Tee-Land. Das Königreich wurde nicht von Briten oder anderen Kolonialmächten okkupiert, bewahrte stets seine Eigenständigkeit und hatte daher auch keine koloniale Monostruktur bezüglich seiner Landwirtschaft ausgeprägt. Erst seit den 50er Jahren wird überhaupt in Nepal Tee angebaut. Ursprünglich von der UNO als Programm zur Arbeitsbeschaffung in einem der ärmsten Länder der Welt initialisiert, konnte sich nach einigen Fehlschlägen eine nationale Tee-Industrie etablieren. Anfangs waren die einheimischen Tee-Kooperativen noch stark auf Entwicklungshilfe, speziell aus Indien, angewiesen. Inzwischen erzeugen die nepalesischen Teegärten schon 12000 bis 15000 Tonnen Tee im Jahr.

Neben den klassischen Schwarztees, die allesamt auf Basis von Assampflanzen kultiviert werden, erzeugen die Teegärten seit kurzer Zeit auch Grüntees und die auf den Erkenntnissen einheimischer Kräutersammler beruhenden ayurvedischen Tees. Auch hier in Deutschland erobern sich die Nepal-Tees dank ihrer milden und neuartigen Geschmacksrichtung viele Teetrinkerherzen.

Nur wenig Importeure finden den Weg ins Himalaya-Königreich

Fast der gesamte Teeanbau Nepals wird von kleineren und mittleren Bauern-Kooperativen bewirtschaftet - im Gegensatz zum großen Nachbarn Indien, wo die gesamte Teeproduktion im großen Stil betrieben wird. Es gibt daher nur wenige Möglichkeiten seitens der vielen Kleinerzeuger, auf sich entsprechend aufmerksam zu machen, da zu wenig Kapital für eine exportorientierte Werbung und Öffentlichkeitsarbeit vorhanden ist.

Nur wenige der international tätigen Importeure finden daher den Weg ins Himalaya-Königreich. Allein das Transportproblem - Nepal ist ein Binnenland, der nächste Seehafen ist das 600 km entfernte Kalkutta in Indien - stellt ein solch immenses Hindernis für einen schnellen und regelmäßigen Lieferrhythmus dar, daß es sich für die meisten Händler nicht lohnt, diese exotischen Tees zu kaufen...

Flötenverkäufer in der alten Königsstadt Badgaon

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Die Teegärten im Ilam-Tal

 Erste Teegärten existierten im Ilam-Tal bereits schon vor 130 Jahren - damals als Ableger der Darjeeling-Teegärten gegründet und auch von den englischen Besitzern der benachbarten indischen Darjeeling Tea-Company bewirtschaftet. Dem Königreich Nepal verblieb aus diesem ersten Teeanbau nichts... der König saß weit entfernt in Kathmandu, was in seinem östlich gelegenen Herrschaftsbereich vorging, interessierte ihn nur marginal. Nach Gründung der Indischen Union im Gefolge des Unabhängigkeitskampfes, existierte speziell im unzugänglichen Himalaya - Vorland ein de facto rechtsfreier Raum, in dem die kleinen buddhistischen Königreiche in Eigenverwaltung ihre Ländereien bewirtschafteten. Offiziell dem neugegründeten indischen Staat zugehörig bzw. Landesteil des unabhängigen Königreichs Nepal, wurden die meisten Teeplantagen in den dortigen Anbaugebieten von den Briten weiterbewirtschaftet wie zuvor...

Erst in den frühen 60er Jahren änderte sich hier etwas, als der Staat anfing, die Teegärten zu nationalisieren - die Briten zogen ab, hinterließen meist ein Chaos - auch die im Ilam-Tal gelegenen Gärten wurden führungslos. Während in Indien der Staat rasch handelte und große nationale Gesellschaften (Tata, Birla...) ins Teegeschäft einstiegen und so die Kontinuität der Teekultivierung gewahrt blieb, gab es im bitterarmen Nepal keine Möglichkeit seitens des Staates, die Teegärten weiterzubewirtschaften.

Dank Unterstützung der UNESCO konnten aber in den späten 60er Jahren Selbsthilfe- Kooperativen gegründet werden, aus denen dann die inzwischen durch ihre hochwertigen Qualitätstees bekannt gewordene "NEPAL FIKKAL ILAM SMALL TEA PRODUCERS Co. Ltd." hervorgegangen ist. Die Fikkal Tea Factory verarbeitet die Ernten der kleinen Kooperativen aus dem Ilam-Tal zu erstaunlich feinen Blends, die durch geschmackliche Feinheit, intensiven Duft und gute Bekömmlickeit hervorragen und den Vergleich zum benachbarten Darjeeling nicht zu scheuen brauchen. Heute werden von der Gruppe über 30.000 Hektar bewirtschaftet, auf denen über 200.000 Tonnen Tee bester Exportqualität jährlich produziert werden.

Die besten Gärten der Gruppe sind der "Ilam Tea Garden", der "Kanyam Tea Garden", der "Kanchanjunga Tea Garden" und der Garten "Nesprol" - Tees dieser Gärten werden auf internationalen Märkten inzwischen sehr hoch geschätzt und erzielen beachtliche Preisquotierungen.

Im kleinen, ca. 1600 m hoch gelegenen Örtchen Fikkal werden die Ernten dieser Gärten dann in einer modernen Teefabrik weiterverarbeitet und für den Export aufbereitet. Auf diese Art und Weise können selbst Kleinsterzeuger ihre Ernten einem interessierten Markt anbieten und bündeln so die Aktivitäten für den Vertrieb und die Vermarktung in einer Hand. Anfangs wurden im Ilam-Tal fast ausschließlich Assam-Pflanzen kultiviert - in den letzten Jahren wurden aber große Anstrengungen unternommen, die Pflanzstruktur zu verbessern. In den 80er Jahren wurden so über 1665 Hektar mit jungen chinesischen Teebüschen bepflanzt. Ebenfalls wurden zahlreiche Kreuzungen aus eigener Zucht in die Gärten eingebracht (die sogenannten "Clonal Bushes"). Die Tees, die man von diesen neuen Pflanzen erntete, überzeugten durch ihre Feinheit und nussig-muskatige Note. Bis heute werden die meisten Tees im Ilam-Tal noch nach orthodoxer Methode verarbeitet - sorgfältig handgepflückte Blätter, die ebenfalls behutsam weiterverarbeitet, getrocknet und sortiert werden, garantieren einen stets hohen Qualitätsstandard. Ebenfalls wird auf die Einhaltung moderner ökologischer Standards geachtet - im Ilam-Tal werden keine Pestizide oder Kunstdünger verwendet - alles basiert auf biologisch verträglichen Anbaumethoden.

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