Indonesien - holländische Teebarone in den Tropen

Indonesien ist vor allem durch seine beiden großen Inseln Java und Sumatra den Teetrinkern ein Begriff. Meist verbindet man mit diesen Namen kräftige Schwarzteemischungen mit einem Flavour, was an Ceylontee erinnert. Das Insellabyrinth am Äquator hat hinsichtlich des Teeanbaus eine ebenso lange Tradition wie der indische Subkontinent, nur das hier nicht die Briten als Kolonialmacht den Teeanbau forcierten, sondern die Holländer.

Das Königreich der Niederlande hatte ebenfalls eine sehr effiziente Kolonialverwaltung auf dem damals als "Niederländisch- Indien" bezeichneten Archipel errichtet. Anstelle der "British East India Company" gab es hier die "Vereinigte Ostindien Compagnie" (kurz V.O.C. genannt), die ebenso rührig und aktiv bei der Kolonialisierung Asiens mitwirkte wie das britische Pendant. Über den Hafen von Batavia (jetzt Djakarta) wurden die Schätze und Reichtümer des indonesischen Archipels nach Amsterdam und Rotterdam gebracht und von da in die verschiedensten europäischen Märkte verkauft.

Zur Geschichte des Teeanbaus in Indonesien
Java - Teeanbau unterm Vulkan
Sumatra - Tee aus dem Regenwald
Und was trinken die Indonesier?

Zur Geschichte des Teeanbaus in Indonesien

Tee ist auf den Inseln des Archipels schon länger bekannt - allerdings kommerziell interessant wurde die Pflanze erst durch die Anbauversuche mit Teesamen der Thea Assamica. Bereits 1684 hatten holländische Kaufleute, die geschäftlich mit China, Japan und Taiwan eng verbunden waren, Teesamen für ihre Gärten in den großen holländischen Kolonialstädten Batavia und Bantam mitgebracht - Holländer lieben den Gartenbau - ohne Vorgärten und weitläufige Parks war keine holländische Siedlung in den Tropen denkbar. Die Kolonialbeamten und auch die Kaufleute versuchten so weit wie möglich, ihre in der fernen Heimat gewachsene europäische Kultur in die Tropenwelt Asiens zu verpflanzen. Natürlich stießen sie sehr schnell an Grenzen... dennoch galten die holländischen Stadtgründungen als vorbildlich im Vergleich zu dem, was die Briten und Franzosen errichteten.

Batavia soll die schönste Stadt der östlichen Hemisphäre gewesen sein, von deren blühenden Parks und Gärten, den breiten Straßen und einer damals sehr fortschrittlichen Kanalisation ganz Europa schwärmte. Tee wurde daher auch vorerst von den Holländern wegen seiner schönen weißen Blüten für die Vorgärten in den Kolonialstädten gezüchtet - die inzwischen auch bei uns domestizierte Kamelie (eine nahe Verwandte des klassischen chinesischen Teestrauchs) ist ein solches Nebenprodukt der holländischen Blumenzuchtkunst. Teesamen für die Blumenzucht wurden daher von den Händlern der V.O.C. schon bald nach Südafrika (dort hatten holländische Siedler ebenfalls große Landesteile kolonialisiert) und sogar nach Europa verkauft. Allerdings Teeblätter konnte man von den kleinen Zierbüschen nicht ernten.

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Die Kerkhovens begründeten den Teeanbau in Indonesien

Der eigentliche Beginn des Teeanbaus geht auf eine Pflanzer-Dynastie zurück, die bis heute noch in den Niederlanden großes Ansehen genießt und aktiv im Teehandel tätig ist: die Kerkhovens. Mitte des 19. Jahrhunderts begannen die Kerkhovens mit der Urbarmachung des Preanger- Hochlands auf der Insel Java. Die sagenhaften Gründer des Familienimperiums bauten zuerst Tabak, Kaffee, Zuckerrohr, Chinin und Gewürze an.

Ab 1878 experimentierten die Kerkhovens auch mit Tee. Hierzu holten sie Assam-Pflanzen, später auch Ceylon-Pflanzen, heran, die dem tropisch- feuchten Klima der Insel besser entsprachen als die an kühleres Wetter gewöhnten Chinapflanzen. Erste Erfolge mit dem neuen Produkt lösten einen wahrhaften Boom aus. Weitere Teebarone folgten den Kerkhovens.

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Java - Teeanbau unterm Vulkan

Auf der dichtbesiedelten Insel Java befinden sich die Teeplantagen zum größten Teil im Hochland von Preangan (ehemals Preanger- Gebirge). Dort wurden vor knapp 100 Jahren die meisten Plantagen gerodet und mit Ceylontee-Büschen bepflanzt. Oftmals sind die Teeplantagen in direkter Nachbarschaft zu noch tätigen Vulkanen, deren Asche die Bodenstruktur deutlich verbessert. In der Nähe von Sukabumi und Bandung (dem ehemaligen Bantam) befinden sich die qualitativ besten Teeplantagen, die Tees produzieren, die sowohl vom Aussehen als auch vom Geschmack mit Ceylon High Growns konkurrieren können.

Dank der Vulkanböden, die ausgesprochen fruchtbar sind, gedeiht der Tee hier sehr üppig - das feuchtheiße Tropenklima läßt eine ganzjährige Pflückperiode zu. Beste Pflückzeiten sind monsunbedingt vor allem die Sommermonate (die sogenannte Trockenzeit). Bekannte Plantagen sind u. a. Malabar, Goalpara, Sperata und Kertsarie. Hier werden konservative Orange Pekoes kultiviert, deren Duft und Geschmack ausgesprochen aromatisch und harmonisch sind. In den letzten Jahren wurden jedoch größere Anstrengungen unternommen, den "Turbo-Trinkgewohnheiten" der hektischen europäischen Teetrinker mehr entgegenzukommen. BOP und CTC/BOP- Pflückgrade verdrängen allmählich die feineren, aber schwerer verkäuflichen OP's.

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Sumatra - Tee aus dem Regenwald

Die direkt auf dem Äquator liegende Insel Sumatra ist im Gegensatz zur südlichen Nachbarinsel Java nur dünn besiedelt und mit einem dichten Regenwaldteppich überzogen. Im zentralen Bergland der Insel hatten die Holländer um die Jahrhundertwende damit angefangen, einige Flächen für den Teeanbau zu roden. Nachdem die Anbauflächen auf Java nicht mehr ausreichten, um den wachsenden Bedarf weltweit zu decken, schauten die holländischen Planters zu den Nachbarinseln Borneo, Irian Jaya und... Sumatra.

Am erfolgversprechendsten waren die Pflanzversuche in der Nähe des Toba- Sees (im Norden der Insel bei Medan) und im Bergland von Bah Butong (bei Palembang im Süden der Insel) - dort wurden auch große Plantagen eingerichtet, die gleichbleibende Standards für den Export kultivieren. Sumatra-Tees zeichnen sich durch einen an leichtere Assams erinnernden Geschmack aus. Aufgrund der extremen Klimabedingungen sind aber höherwertige Qualitäten kaum anzutreffen. Meist werden die Tees aus Sumatra für Blends verwendet und als BOP bzw. BOP/CTC den diversen Handelsmischungen beigefügt.

 

Und was trinken die Indonesier?

Auf den Inseln hat sich keine eigenständige Teekultur entwickeln können. Die holländischen Kolonialherren haben Tee als klassische Kolonialware produzieren lassen, die einheimische Bevölkerung partizipierte vom Tee-Boom überhaupt nicht. Durch Einwanderer aus China, die den Kleinhandel in den Küstenstädten beherrschten, kamen auch ein paar Trinkgewohnheiten aus dem Reich der Mitte auf die Inselwelt. Die Javaner und Sundanesen, die vor allem auf den kleineren Inseln siedeln, trinken daher chinesischen Grüntee oder auch Jasmintee. Die Molukker schlürfen Tees in der Machart des indischen Masala Tschais. Auf Irian Jaya und Borneo ist Tee als Getränk kaum verbreitet.

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