China und seine tausendjährige Teekultur |
Die wohl umfassendste und tiefgreifendste Beschäftigung mit diesem aromatischen Getränk wird vollkommen zu Recht den Chinesen zugeschrieben. Tee wird in China schon seit 2500 Jahren kultiviert und getrunken. Der Teestrauch ist daher eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Innerhalb dieses gewaltigen Zeitraums entwickelten die Chinesen ein besonderes Verhältnis zum Tee, das weit über den trivialen Rahmen des einfachen Teetrinkens hinausgeht.Der Teegenuß wird im Reich der Mitte in einem philosophisch- kulturprägenden Kontext eingeordnet - über den Umgang mit Tee sind wesentliche Teile des chinesischen Selbstwertgefühls, der verfeinerten Kultur und auch des geistigen Lebens entwickelt und ausgeprägt worden. |
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Der Tee der frühen Dynastien - Pulvertee
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Der Tee der Sung- Dynastie - Geschäumter Tee
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Die Entdeckung des Dufts - Teeverfeinerungen in der ÜbergangszeitZum Ende der Sung-Dynastie wurde Tee nicht mehr nur am Kaiserhofe getrunken. Über die inzwischen herangewachsene Schicht wohlhabender Kaufleute, Beamte und kleinerer Duodez-Fürsten (der sogenannten Mandarine) kam Tee mehr auch ins normale Volk. Tee wurde Handelsware. Doch nicht jeder konnte die teilweise sündhaft teuren Tees kaufen. Findige Teeliebhaber veredelten minderwertige Tees durch Hinzufügen wohlriechender Essenzen und Blüten - so entstanden die ersten Aromatisierungen, wie z. B. der populäre Jasmintee, der schwere Rosenblütentee, der süßlich-liebliche Kwaiflower- Tee und viele andere Mischungen. Speziell im Norden Chinas, wo sich inzwischen mit der Yüan-Dynastie (Mongolen-Khanat) erstmals Nichtchinesen als "Himmelssöhne" huldigen ließen, wurden diese Mischtees populär. Bis heute wird Jasmintee bei den Mandschu (Nordchinesen) jedem anderen Tee vorgezogen. Übrigens hat wahrscheinlich Marco Polo bei seiner berühmten Reise ins sagenhafte Reich Cathey (alter Name für China) nur deshalb keinen Tee kennengelernt, weil die Mongolen-Herrscher stark vergorenen Reiswein jedem anderen Getränk bevorzugten und diese Vorliebe auch ihren Gästen zumuteten...Glücklicherweise hatte die Yüan-Dynastie bereits nach 96 Jahren abgewirtschaftet - mangels genügend treuer Vassallen konnten sich die "barbarischen" Mongolen nicht lange auf dem Thron halten. Die Ming-Kaiser beendeten das unerquickliche Intermezzo. Chinas Klassische Periode begann. |
Der Tee der Ming- Dynastie - der Klassische TeeIn der Ming- Periode wurden erstmals ganze Teeblätter verwendet - der Tee wurde nicht mehr zu Pulver zermahlen und gepreßt. Neue Aufbewahrungsbehältnisse, die luftdicht abgeschlossen werden konnten, gestatteten es jetzt den Teemeistern, ihre Tees über einen längeren Zeitraum hinweg lagern zu können ohne daß relevante Qualitätseinbußen zu befürchten waren. Vor allem die rasche Entwicklung der Porzellan- und Keramikmanufakturen ermöglichten es, entsprechende Behältnisse für einen sicheren Tranzport und eine gute Lagerung der empfindlichen Teeblättchen bereitzustellen. Auch das klassische Teekännchen ist eine Erfindung dieser Zeit...jetzt konnte man den Tee vollkommen neu für sich entdecken. Die Art und Weise der Teezubereitung änderte sich dadurch ebenfalls grundlegend. Das Ritual aus der Ming- Zeit ist uns dennoch sehr vertraut - auch bei uns in Europa wird der Tee (natürlich regional variierend) nach dieser klassischen Methode zubereitet. Zwei Teekännchen (eins aus Porzellan, eins aus Keramik), eine Wasserschüssel und für jeden Teetrinker ein Porzellanschälchen werden vor dem Zubereiten des Tees angewärmt, indem man heißes Wasser über alle Utensilien gießt. In das nun vorgewärmte und angefeuchtete Keramikkännchen werden nun die Teeblätter gefüllt. Aus dem Porzellankännchen wird nun heißes Wasser (ca. 80° C) aufgegossen. Das Wasser wird unmittelbar nach dem Aufgießen wieder abgegossen - es gilt nur, die Teeblätter zu "wecken". Nun wird der eigentliche Sud zubereitet. Wiederum gießt man heißes Wasser über die vorgequollenen Blätter, läßt den Sud ca. ein bis zwei Minuten ziehen und gießt dann in die inzwischen leere Porzellankanne ab. Diese Prozedur kann man (je nach Qualität und Sorte) 3 bis 6 mal mit denselben Teeblättern wiederholen. |