Ein Besucher

Das Mondlicht steht über den Hügeln
Und wirft seinen Schein auf meinen Balkon.
Die Nacht ist noch jung,
Mein morsches Gartentor steht weit offen.
Durch den Wald naht ein Freund,
Seine Laterne schwankt auf und nieder.
Rauch kräuselt sich über dem Ofen,
Ich lade zum Tee den Gast.
Der herrliche Sternenhimmel verblaßt,
Und bellend erwachen die Hunde,
Den Klang einer Flöte verweht der Wind.
Wir sitzen noch immer beisammen und plaudern.
Es naht der Tag mit rosigen Wölkchen und kühlem Tau,
Mit Moos bedeckt ist die Erde.

Cheng Pan Chiao (Ching-Dynastie)

     

Eine Winternacht

In rauher Winternacht
Kehrt unerwartet ein Freund bei mir ein.
Wir trinken nicht Wein, sondern Tee,
Der Kessel summt, die Holzkohle glüht,
Heller Mond scheint durch das Fenster herein,
Der Mond, nun ja, er ist nicht anders als sonst,
Jedoch - oh, schau das Wunder der Pflaumenblüten !

Tou Hsiao Shan (Sung-Dynastie)

 

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